Vybavení hradu

Berthold und Theodora

Wir hatten schon mehrmals über den tragischen Tod von Graf Berthold Aichelburg berichtet. Das schicksalhafte Ereignis vom Mai des Jahres 1861 gewann durch den Fund zweier Gegenstände Ende des vergangenen Jahres noch an Dramatik. Am Nachmittag des 13. Mai jagte sich Graf Berthold im Marschendorfer Schloss eine Kugel ins Herz und dies mit einer Pistole, die ein Geschenk seiner Ehegattin Theodora war. Am vorangegangenen Abend war es bei einem Konzert im Hotel Brauhof zu einem Ehestreit zwischen ihnen gekommen. Seine Gattin drängte ihn, den Kreisamtsvorsteher wegen einer angeblichen Beleidigung zum Duell herauszufordern. Als dies Berthold jedoch ablehnte, drohte die Gräfin, sie werde ins heimatliche Ungarn flüchten. Die übereilte Abfahrt der Gräfin zu den Grafen Deym nach Neuschloss bei Arnau (Nové Zámky bei Hostinné) sofort nach dem Selbstmord darf als Schuldbekenntnis der Gräfin am Tod des Grafen angesehen werden und dies um so mehr, da sie sich lange Zeit nicht traute, nach Marschendorf zurückzukehren. Da es sich um einen Selbstmord handelte, wäre dem Grafen fast ein ordentliches Begräbnis versagt geblieben. Zum Glück erinnerte sich Dr. med. B. A. Pauer an die eigentümliche Vorliebe des Verstorbenen und schrieb seine Handlung einer zeitweiligen, angeblich von zu häufigem Baden in eiskaltem Wasser hervorgerufenen geistigen Verwirrung zu. Dies war wohl auch eine dankbare Geste dafür, dass ihm sein Freund seine Stelle auf der Kandidatenliste zum Landtag überlassen hatte. Bertholds Heilbad in Dunkeltal, in dem Haus in dem sich heute der Veselý výlet befindet, kannte dazumal jedermann. Und gerade hier fand man im Jahre 1999 unerwartet eine alte Schießscheibe und die Ergebnisliste eines Schützenfestes in Dunkeltal/Temný Důl vom 9. September 1863. Es ist belegt, dass am gleichen Tag die Waldburg Aichelburg samt Schießstand eröffnet und im Innern der Burg eine Bertholdbüste installiert wurde. Auf der Schießscheibe ist der erschossene Graf zu sehen und Hauptziel ist der schöne Busen der Gräfin. Dass es um Theodora geht, geht aus den Initialen hervor, die als Theodora Ernestina von Aichelburg, geborene Schulpe zu lesen ist. Erst jetzt wird einem bewusst, wie sehr das Forstpersonal seinen Grafen geliebt haben muss, ausgehend von der Tatsache, wie sehr sie die Gräfin hassten, in der sie die Ursache für Berthold'sTod sahen. Nur so konnten die Förster die Gestalt der Adligen als Zielscheibe aufstellen und sie barbarisch zerschießen. Heute hängt das Gemälde der Gräfin in der Burgkammer gegenüber der Büste von Berthold. So blicken sie sich direkt in die Augen und haben genug Zeit, sich wieder zu versöhnen.

Natürlich gibt es auch solche, die an der Echtheit der Gegenstände zweifeln. Sie verweisen auf die frappierende Ähnlichkeit der Namen in der Liste mit den Schießergebnissen im Jahre 1863 mit den Namen von Leuten, die an der Erneuerung der Burg im Jahre 1999 beteiligt waren. Auch das Gesicht des dargestellten Gewinners, der einem der Bildner aus dem Freundeskreis des Veselý výlet sehr ähnlich sein soll, ist ihnen nicht geheuer. Aber - das Alter der Schießscheiben wurde über alle Zweifel erhaben anhand der Methode C14 bestätigt und auch die Echtheit der protokollarischen Beglaubigung durch den K.u.k. Notar Leo Veit gilt als nachgewiesen. Bei einem Besuch können Sie sich übrigens selbst ein Urteil bilden.

Anm. Wir bitten Anhängerinnen der Feministenbewegung, die durchlöcherte Gräfin als Nachhall des frühen Mittelalters in den abgelegenen Bergen und das brutale Wettschießen in ein Frauenbild als Angedenken an heidnische Bräuche anzusehen - genauso wie das Auspeitschen von Frauen mit der Ostergerte oder das noch schlimmere Freimachen von Sitzplätzen in der Straßenbahn. Die Schöpfer der Ausstellung danken Ihnen für Ihr Verständnis.

Pavel Klimeš - Veselý výlet, Nr. 16, Sommer 2000.

In der Waldburg Aichelburg ausgestellte Gegenstände

BÜSTE DES GRAFEN BERTHOLD VON AICHELBURG:
Die 49 Kilogramm schwere Gipsbüste wurde nach dem Tode des Grafen von F. Hauptfleisch, einem Modellbauer der Glashütte in Dunkelthal (Temný Důl) nach einem Portrait des Grafen hergestellt und in der ursprünglichen Steinburgkammer der Waldburg Aichelburg installiert. Später (wohl um 1882 herum) wurde sie in der Gruft der Aichelburger auf dem Marschendorfer Friedhof beigesetzt. Ab 1995 bekamen sie die Besucher des Veselý výlet im Ort Temný Důl zu Gesicht, am 6. November 1999 wurde sie dann wieder in der erneuerten Waldburg Aichelburg installiert.

GEDENKTAFEL:
Sie war Bestandteil des einstigen Postaments der Berthold-Aicheburg-Büste, nach entsprechender Restaurierung ist sie wieder unter der Büste in der Burgkammer zu sehen. Sie trägt die Inschrift: ,,Zum Dank für den hochgeborenen Herrn Berthold Maria, Graf und Herrn von und zu Aichelburg, Freiherr von Bodenhof, Rothenthurm und Greifenstein, dem Besitzer der Herrschaft Marschendorf. Gewidmet vom Personal im Jahre 1863 ".

SCHIESSSCHEIBE:
Portrait von Theodora Aichelburg in einem Kreis von 73 cm Durchmesser, links oben im Hintergrund der erschossene Berthold samt Pistole zu seinen Füßen, hinter der Gräfin ist Marschendorf im Jahre 1861 abgebildet - mit Schloss, Friedhofskirche, Gruft der Aichelburger und Ostriesengebirgspanorama.
Auf dem unter dem Portrait befindlichen Band:
Königs - Scheibe des ersten Schützen Königs in Dunkelthal
am Rand des Bands: am 9. September 1863.
oben rechts in der Ecke: Th. E. von A. geb. Schulpe oben links in der Ecke: Wappen der Aichelburger, darunter die Inschrift AICHELBURG
unten links in der Ecke: Königsschuss Geschossen
                                von Herrn Sidonius Pe Tira
unten rechts in der Ecke: (Auto)Portrait des Schützenkönigs mit Hut und Feder.


PROTOKOLL ZUM SCHÜTZENFEST:

Wappen der Aichelburger
P R O T O K O L L
aus
Königs - Scheibe des ersten Schützen Königs in Dunkelthal
am 9. September 1863.
Königsschuss Geschossen
von Herrn Sidonius Pe Tira
Die Teilnehmer:

No:  1 Wladimirus Comes De Et In Aichelburg, Graf
        2 Marcus Cardus, Jäger
        3 Iwan Havrany und Familia, Kutscher
        4 Johannes Kenderer, K.K. Administrator
        5 Ja Rin Krouze, Goldarbeiter
        6 Friedrich Cober, Jäger
        7 Old Rich Labke, Gebiergsdirector
        8 Milosk Li Mesch, Oberbaumeister
        9 Paulak Li Mesch, Forstadjunkt
       10 George Mc Lucky, Hundeführer
       11 Johann Miksch, Oberförster
       12 Mirus Von Mirovec, Baumaister
       13 Miss Tona Seppla Berger, von Brettsäge
       14 Radus Nowo Tni, Forstbeamter
       15 Georg Odvarkus, Jäger
       16 Tono Oubeamter, Brettmacher
       17 Sidonius Pe Tira, Künstler
       18 Heinrich Schubert, Besitzadministrator
       19 Davy Hipeas, Jäger
       20 Ladas Skala, Holzer
       21 Adamus STRA Kosch, Holzer
       22 Gusseppe Sustani, Holzer
       23 Peter Bleischtiftka, Oberjäger
       24 Miguel Urbanesco, Jäger
       25 Milano Wichusi, Forstbeamter


WAPPEN DER BURGGESELLSCHAFT AICHELBURG
Es hängt außen über dem Haupteingang zur Burgkammer und ist eine treue Kopie des Wappens der Burggesellschaft.
Das Blason (nach Milan Vích), also die Beschreibung des Wappens der Burggesellschaft geht aus dem verbesserten Wappen der Aichelburger vom 8.10.1655 hervor, mit dem Unterschied, dass im 1. und 4. geteilten goldenen Feld des Hauptwappens anstelle eines schwarzen geflügelten Greifs mit roter Rüstung ein hineinspringender schwarzer Greif mit roter Rüstung und schwarzem Stock in den Fängen (älteste Darstellung des Geistes des Riesengebirges - des Rübezahl auf der Helwig-Karte aus dem Jahre 1561) dargestellt ist. Im 3. und 2. Feld anstatt der urspr. roten Türkenfestung in silbernem Feld der silberne Bau der Waldburg Aichelburg mit goldenem Dach, Geländer und goldenen Zinnen im Wappen, dies alles im blauen Feld mit einzeln stehenden Fichtchen. Auf dem Schild liegt die goldene Grafenkrone mit neun blauen Perlen. Die künstlerische Bearbeitung des Wappens führte der Heraldiker Petr Tybitancl durch.
Die Burggesellschaft verwendet auch das Banner des Adligengeschlechts der Aichelburger. Das obere Band ist rot und das untere Band ist weiß. Ein Metallbanner in diesen Farben ist am Burgturm installiert, als Hinweis darauf, dass der Burgherr stets anwesend ist. Auf dem Scheitel des Banners befindet sich heute die vergoldete Spitze des Blitzableiters, die hier bei der feierlichen Eröffnung der Burg für die Öffentlichkeit befestigt wurde.

SCHILD MIT DEN INITIALEN BA:
Gefunden in der Gruft der Aichelburger, nach der Restaurierung hängt er über dem Kamin in der Burgkammer.

GEDENKTAFEL DES FORSTPERSONALS DER MARSCHENDORFER HERRSCHAFT
Die Gedenktafel hatte das Forstpersonal der Marschendorfer Herrschaft im Jahre 1907 seinem Vorgesetzten zu dessen Silberhochzeit gewidmet. Das Tableau zeigt elf Fotografien der Forstbeamten und ein Doppelporträt der Jubilare (Oberförster Schmidt? und Gattin). Das Tableau wurde in Haus Nr. 3 am Marktplatz von Horní Maršov gefunden und 2001 in der Burgkammer installiert.

Gedenkgemälde von Ingenieur Oldřich Lábek
Der Bildner Zdeněk Petira zeichnete tausende kleine Punkte auf handgeschöpftes Papier, durch die unterschiedliche Dichte der Punkte entstand das Portrait des ersten Vorsitzenden der Burggesellschaft Aichelburg, der sich außerordentlich um die Erneuerung der Waldburg, die Errichtung des Lehrwanderpfades und die Erneuerung der umliegenden historischen Waldwege verdient gemacht hat.

Stein mit Jahreszahl aus der Aichelburg in Kärnten
Im Jahre 2006 brachte man einen Stein aus dem ursprünglichen Sitz der Aichelburger beim Ort St. Stefan im österreichischen Kärnten mit, den man aus der Ruine des einstigen Wachtturms geborgen hatte. Die älteste Erwähnung des Ortes der späteren Burg Aichelburg stammt schon aus dem Jahre 1248, sie verfiel nach einem Brand von 1691, der wohl von einem Erdbeben verursacht wurde. Die eingemeißelte Jahreszahl 1432 erinnert an die älteste bekannte Verwendung des Namens Aichelburg.

Zurück zu "Schlüssel zur burg"
Nach oben